Provence

Die größte Sonnenuhr der Welt und ein Stausee

Die größte Sonnenuhr der Welt und ein Stausee

Unweit der Route Napoléon, keine 10 Kilometer von Castellan entfernt, wird der Fluss Verdon (der dem Grand Canyon von Europa seinen Namen gibt) aufgestaut. Hier ist das Tal noch nicht so tief und die Hänge sind bewaldet. Der Lac de Castillon bezaubert durch sein türkis farbenes Wasser. Seine Staumauer ist 95m hoch und 200m lang. Das Kraftwerk produziert Strom für gut 29.000 Menschen pro Jahr.

Ja und? Stauseen und Mauern gibt es überall. Die Staumauer des Sees hier ist in zweifacher Hinsicht bemerkenswert.  Erstens weil es 20 Jahre gedauert hat, bis sie 1949 fertig gestellt wurde und die Kriege und Deutschen eine große Rolle dabei spielten. Im Zuge der Reparationszahlungen für den 1. Weltkrieg musste eine deutsche Firma den Staudamm bauen, mit hauptsächlich deutschen Arbeitern, 1200 an der Zahl und vor allem deutschem Material. Nachdem das Projekt scheiterte und der 2. Weltkrieg ausbrach, wurde erst 1945 weitergebaut, mit 2200 Arbeitern, wovon nicht ganz die Hälfte deutsche Kriegsgefangene waren.

Heute ist der Lac de Castillon, benannt nach der versunkenen Ortschaft, ein wichtiger Wasserspeicher um Strom zu produzieren und um ausreichend Bewässerung für die Landwirtschaft und Trinkwasser zu sorgen. Ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor für die Region mit dem Park regional du Verdon ist auch der Tourismus und die Freizeitgestaltung auf und rund um den See und den Verdon.
Die Staumauer von Castillon ist eine von 5, die den Verdon aufstauen bzw. eine von 17, die Durance und Verdon aufstauen und mit 30 Kraftwerken  40% des ganzen Stromes der Region PACA (Provence – Alpes – Cote d´Azur) produzieren. Sprich der Strom reicht für ein 3,1 Millionen Menschen und fast genausoviele profitieren von dem Trinkwasser.

Aber noch viel interessanter ist, dass 2009 zwei Astrophysiker, Dennis Savoie und Roland Lehoucq eine riesige Sonnenuhr aus der Staumauer machten. Einen großen Stab sucht man vergeblich, der wurde nirgends hineingebohrt, denn die Mauer an sich wirft den Schatten. Die zwei berechneten die Sonnenstände und „zeichneten“ die Uhrzeiten mit Sonnenstand an die Mauer. 250 Staumauern standen zur Verfügung, aber diese hier wurde ausgewählt.

Die „Striche“ aus Emailleplatten an der Staumauer sind 1m lang und 20cm breit. Auf der riesigen Staumauer wirken sie winzig. Orange ist für die Morgensonne und grün für die Nachmittagsonne.

Die EDF (éléctricité de France), erhoffte sich von der Ermöglichung des Projektes eine Wertschätzung des industriellen Erbes und wollte mit einem Augenzwinkern die Verbindung zwischen Wasser und Sonne, den zwei erneuerbaren Energien der Zukunft, darstellen.

Während wir die 8 Kilometer des Lac de Castillon abgefahren sind, konnten wir nicht fassen, wie wenig Wasser der Stausee noch hat, deutlich weniger als die 149 Millionen Liter, die überall angegeben sind. Man kann sehr genau erkennen, wo die Oberkante des Sees einst war. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren. Wir tippen auf zu wenig Regen und Tauwasser und zu viel Hitze. Ähnlich hat auch schon der See am Hooverdamm in den USA ausgesehen.

Während wir unseren Kaffee am Ufer genießen, müssen die Feuerwehrleute aus der Gegend anrücken. Ein Feuer war an einem Hang auf der gegenüberliegenden Seeseite ausgebrochen. Es wurde ohne Wasser von oben gelöscht. Wir hätten nicht gedacht, dass das möglich wäre und warteten immer auf ein Feuerlösch-Flugzeug, denn immer wieder loderten Flammen an unterschiedlichen Stellen wieder auf. Aber nach 4 Stunden war das für uns sichtbare Feuer gelöscht. Respekt!

Wir werden definitiv wiederkommen, denn hier gibt es noch viel zu entdecken.

 

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