6 Tagebuch

Sonntag 3.3.2024

Nach der Camargue zu den Römern

Nachdem die letzte Woche noch ganz im Zeichen der Camargue stand, ging es in der 9. Woche unserer Tour wieder einmal zu den Römern und gleichzeitig auch zu den Galliern (oder Kelten). Zum Ausgrabungsort und open Air Museum Ambrussum, zwischen Nîmes und Montpellier, Occitanie, unweit der Autobahn „Route de soleil“ A9. Dort haben die Archäologen das Problem, wo sie die Ausgrabungen beenden sollen und wo weiter machen, denn die Besiedung an dem Ort begann schon durch die Gallier/ Kelten 400 v.Chr., dann waren die Römer aktiv und schließlich wurde ein Kloster darauf gebaut.
Für uns aber mega interessant.

3 Dinge bleiben hier besonders im Gedächtnis…

Zum einen, der alter Befestigungsring des Oppidums aus Zeiten der Kelten, 400 – 100 v.Chr., einst ca. 1km lang, heute 600m freigelegt und teilweise restauriert

Zum anderen die älteste Straße der Römer in Gallien, Via Domitia von 118v.Chr., die Italien mit Spanien verband, mit Relais Station, also quasi Autobahn Raststation, inklusive Übernachtung, Essen, Reparatur, Post und Administration.

und schließlich, die einst ca.150m lange Brücke Ambroix über den Vidourle und von der man heute noch 1 Bogen sehen kann.

Fast nichts mehr übrig und dennoch sehr beeindruckend. Mehr Bilder und Infos findet ihr hier: Pont Ambroix

Das dazugehörige feine Museum habe ich natürlich auch angeschaut. Es erklärt die ganze Ausgrabungsstätte super, inklusive Film und das meiste auf französisch und englisch, manmal sogar mit Blindenschrift und alles für Rollis befahrbar. Es lohnt sich, ach ja kostenfrei, allerdings nur nachmittags offen.

Radtour durch die Gegend

Wie immer wurde die Gegend erst zu Fuß erradelt und erjoggt und am nächsten Tag per Rad erkundet. Sehr weit kamen wir nicht….

denn die Gegend wird begrenzt durch denn Fluss Vidourle, die Schnellzug-Trasse und vielen Weiden für Stiere mit Stachelzäunen – Ein Teil des Weidelandes ist sogar Ausgleichsland für die Zugtrasse…

und was ist denn das? Große Eisenbahnbrücke und Mini-Brücke für Mini-Boote? Der Bewässerungskanal „untere Rhône – Languedoc oder Philippe Lamour“, der sogar unter dem Vidourle hindurch führt.

Dennoch war der Ausflug nicht nur sehr interessant, sondern auch schön. Wir haben einiges entdeckt…

altes Stromhäuschen, daneben die Allee ins Nirgendwo….

Stop, harte Bremsung, wegen bunten Blüten…

„Mandelblüten“ sagt Sherlock Volker, wir erkennen die Mandel in der schwarzen Schale. Cool, wir kennen nur die Variante harte Schale – leckerer Kern.
Mehr zu den Pflanzen der Woche findet ihr hier: Neues aus der Pflanzenwelt

Lecker Essen

Geschlemmt wurde wie immer, was das Zeug hält, frischer Kohl aus der Camargue, diesmal erst gesteamt…

dann gegrillt mit Olivenöl und selbst gemachtem Kräutersalz….

lecker!

Uzès und der Beginn des Aquäduktes nach Nîmes

Da wir uns wieder von den Römern haben einfangen lassen, sind wir nochmal nach Uzès, der Quelle der Eure und damit des Aquäduktes nach Nîmes.

Der Ursprung der Eure sind eigentlich ein Dutzend Quellen, die unterirdisch zusammenfließen und dort, etwas versteckt zutage kommen. Das Wasser fließt heute in das kleine Flüsschen Alzon und das Aquädukt ist völlig trocken.
Auch hier haben Hochwasser ihre Spuren hinterlassen, kaum zu glauben, wie hoch das Wasser war.

Völlig unscheinbar liegt ein Teil des berühmten Aquäduktes nach Nîmes am Rande einer Spielwiese. Man kann in dem Becken, das die Wassermenge regulierte heute laufen und nur ein kleines Schildchen erklärt das Aquädukt. Kaum zu glauben, wo doch ein paar Kilometer weiter Millionen von Menschen die riesige Wasserbrücke anschauen und es jahrhundertelang eine riesige Stadt mit Frischwasser versorgte. Hier scheint es völlig nebensächlich.

Das nette Tal, durch das der Alzon meandert, lädt zum Entspannen, Sport und Vergnügen ein…

denn es gibt dort Picknick Tische, riesige Spielflächen, etliche Ruinen, sogar Angelplätze für Rollifahrer, WC und eine super Fussgängerbrücke. Toll.


Wir folgen dem Weg, der durch eine Koppel auf Privatgelände geht, ist uns erst nicht ganz geheuer, aber da steht, man darf das, vorausgesetzt wir benehmen uns richtig. Das müsste uns ja gelingen 🙂
Jedes Tal ist natürlich umgeben von Bergen oder Hügeln, so auch hier, also mussten wir wieder hinauf, nach Uzès, heim ins Womo und Füße hoch. Ich war echt platt! Musste ja unbedingt auf dem Markt noch Gemüse und Klamotten einkaufen und war zu faul den Rucksack kurz zurück zu tragen. Leider, wie so oft, hatte ich vergessen meinen Akku zu laden und konnte die Kilometer nicht zählen, es waren gefühlt 50km und 1000 Höhenmeter 🙂

Stadt Uzès

Einmal in Uzès konnten wir nicht umhin, auch wieder in die ablosut sensationelle Kathedrale St.Theodorit zu gehen.

Darin können wir uns ewig aufhalten, immer wieder neues entdecken und einfach begeistert sein.
Hier der Beitrag dazu: Kathedrale Saint Theodorit

Insgesamt hat Uzès schon seinen Charme mit den kleinen Gässchen, den Türmen und dem Chateau mitten in der Stadt…

Außerdem ist nicht nur der mittelalterliche Kern gut restauriert, sondern auch etliches drum herum.

Mehr zu Uzès findet ihr hier.

Um Remoulins herum und der Pont du Gard

Wo wir doch schon mal in der Nähe des „Ponte“ sind, wollen wir auch wieder hin, also ab nach Remoulins, wo wir wieder durch die Hügel beim Pont du Gard wandern

und mit dem Fahrrad uns beinahe in den Bambus Wäldchen verirren, aber einen tollen Sonnenplatz am Gardon entdecken….

Mehrfach genießen wir die Sonne am höchsten Aquädukt der Welt.

….

Beaucaire, Stadt zwischen römischer Handelsstraße und Armut

Dass wir Deutschen insgesamt gut gestellt sind, haben wir durch unsere Reiserei ja schon vielfach gemerkt. Doch als wir in Beaucaire ankamen, einer Kleinstadt mit Jahrtausend alter Geschichte, sind wir erschrocken. Nicht dass Müll herum lag, oder so, die Stadt war echt sauber, aber der Ortschaft sieht man die Armut an. Häuser, die in Deutschland wahrscheinlich nicht mal besetzt werden würden, mit langen Rissen vom Dach zum Boden und am Samstag wird wie überall die Wäsche gewaschen, allerdings zum Trocknen ans Fenster gehängt. Da denkt man unweigerlich, wie klein die Wohnungen doch sein müssen…

Die vielen Südamerikaner, die hier wohnen und als Erntehelfer arbeiten, sorgen für etwas Wiederbelebung der Stadt. Der Ort liegt mitten im Dreieck Nîmes – Montpellier – Arles, eigentlich müssten da doch Pendler ohne Ende wohnen, weit gefehlt. Als ich ein wenig nach den Ursachen für die Verarmung suche, stoße ich auf interessante Berichte. Es gibt wohl viele natürliche Probleme, wie Überschwemmungen, Hebung und Senkung des Bodens durch Dürre und Wasser und etliches anderes. Auch hier leben wieder einige (Senioren) in ihren Autos, alten Wohnmobilen oder Booten. Puh, wir sind erst mal geplättet und demütig. Für die tolle alte Burg haben wir keine Energie mehr.

Wir machen Halt und trinken Kaffee in einer genialen Bäckerei, wir sind begeistert, alles von der Mini – Pizza, über Baguette und Süßes unglaublich lecker.

Am Sonntag die Burg zu besichtigen fällt buchstäblich ins Wasser, es regnet nur 1x. Laut Wetterdienst bis zu 61L, wir werden wieder kommen…

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