Camargue

Meersalzgewinnung in Salin-de-Giraud

Im Örtchen Salin-de-Giraud

am Rande des Landschaftschutzgebietes Camargue, direkt an der großen Rhône, gibt es bergeweise Salz, Meersalz…

Wir möchten euch kurz erklären, wie die Meersalzgewinnung abläuft und ergänzen es mit Bildern, die wir Anfang Februar in der Camargue gemacht haben. Dadurch haben wir natürlich keine Bilder die zwingend zum Inhalt des Textes passen.

Das weiße Gold gibt es in unterschiedlicher Qualität, feines, grobes und das Fleur de sel, ist das hochpreisigste Speisemeersalz. Man nutzt es um Speisen kurz vor dem Verzehr zu salzen.

ABER und vorallem wird das Salz als Rohstoff für die Industrie/ Chemie und für die Straße zum Schnee schmelzen gebraucht.

nein, das hier ist kein Schnee, sondern das Salz zum Abtauen….

Kurz zur Geschichte der Salinen von Giraud und dessen Ortschaft

Rund um den Ort Salin de Giraud Richtung Meer sind Salzfelder, die mit Meerwasser geflutet werden, dann verdunstet das Wasser durch Sonne und Wind und zurück bleiben Salzkristalle.

So wird seit mehr als 100 Jahren sowohl das Speisemeersalz, wie auch „Industriesalz“ und Streusalz für den Winter gewonnen, nur die End-Verarbeitung ist eine andere.

Schon die Zisterzienser ließen sich hier nieder, um vom Meersalz zu profitieren.

1855 kaufte der Chemiker Henri Merle aus Lyon hier mehrere tausend Hektar Land um seine Chemiefabriken am Gard mit Natriumchlorid und anderen Salzen versorgen zu können. Die Firma wurde nach seinem Nachfolger Péchiney benannt.

Knapp 40 Jahre später folgte der belgische Chemiker Solvay, denn er hatte ein Verfahren entwickelt, wie man aus Salz Natriumcarbonat gewinnen kann. (Dieses Ammoniak-Soda-Verfahren wird heute noch im Wesentlichen unverändert angewendet). So gründete auch er hier eine Chemiefabrik in Absprache mit Péchiney.

Beide Firmengründer sind im Positiven dafür verantwortlich, wie das Städtchen Salin de Giraud heute aussieht, und wie es sich dort lebt, denn für die Salzgewinnung wurden viele Arbeiter gebraucht, inklusive Wohnungen und Infrastruktur. Salin de Giraud ist auch eine Stadt der Einwanderer….

Wer mehr über die Ortschaft Salin-de-Giraud und deren Entstehung erfahren möchte, hier der Beitrag in einem neuen Tab: die Ortschaft Salin-de-Giraud

Gründer Firmen der Stadt

Beide Firmen der ersten Stunde von Salin de Giraud existieren heute noch als Teile großer Weltkonzerne:

Die Fabrik Péchiney (von Merle) ist seit 1971 Teil des Konzerns „Salin du Midi“ und produziert heute hauptsächlich Salz für die Straßen. Schon 2008 wurden in Salin de Giraud 300.000 Tonnen Salz pro Jahr gewonnen, heute sind es 350.000 Tonnen.


Der Konzern „Salin“ beinhaltet etliche bekannte Firmen, darunter auch „Baleine“, das Salz mit dem Wal….
Speisesalz wird in Salin de Giraud nicht (mehr?) abgebaut. Es kommt aus Aigues-Mortes.

Der heute riesige multinationale Konzern Solvay, einst kleine belgische Firma produziert heute noch in Salin de Giraud unter anderem Natriumcarbonat, welches schon 1900 für die Herstellung der Seife und Glas nach Marseille verschifft wurde.

Hier das einstige Solvay Hauptsitz.

Eine dritte Firma , die sich vor ein paar Jahren in Salin de Giraud ansiedelte, generiert hauptsächlich Produkte für die ökologisch verträgliche Landwirtschaft.

Es ist wirklich interessant, für wie viele Produkte Salz als Rohstoff gebraucht wird. Lohnt sich zu googlen, ihr werdet staunen…

Der Prozess der Gewinnung von Meersalz

Aus 1 Kubikmeter, 1000Liter oder 1 Tonne normalem Meerwasser kann man circa 35 kg Salz gewinnen….
oder dann 11kg Natriumchlorid daraus….

Wie läuft das ab?

Im wahrsten Sinne des Wortes läuft es ab, denn das Meerwasser muss immer wieder muss das Wasser ins nächste Becken geleitet werden….

hier ein Kanal mit den ersten Becken

Im März bis April werden die Salinen – Salzwiesen mit Meerwasser maximal 60cm hoch geflutet. Bis zum August verdunstet das Meerwasser durch Sonne und Wind.


Dabei wird durch die Salzgärtner/ Salzbauern, den sogenannten „Saunier“, auf den Wasserstand geachtet und auf die Zirkulation. Es ist wichtig, dass das Wasser immer wieder in benachbarte Becken weiter geleitet wird. Dadurch setzen sich Schwebstoffe und die Salzkonzentration erhöht sich.

Die „Wehre“ sind heute zum Teil noch uralt und tun dabei ordentlich ihren Dienst.

Es liegen Becken an Becken, soweit das Auge reicht, oder eben nicht….

Gegen Ende des Verdunstungs-prozesses entsteht die typisch rötliche Färbung des Wassers, ein Naturschauspiel sondersgleichen, das wir von den Luftaufnahmen der Camargue kennen. Schaut mal bei G….mapsVon unten aufgenommen, kann man es auf dem Bild leider nicht so gut erkennen.


Es sind die Mikroalgen, Dunaliella Salina, die sich prächtig entwickeln und alles rosa färben. Je salziger das Wasser, desto roter ist es.
Hiervon ernähren sich übrigens die Krebstierchen, die dann wiederum den Flamingos als Nahrung dienen und ihnen die rötliche Farbe verleihen.

Deshalb sind junge Flamingos auch noch grau, sie haben noch nicht genügend Krebstierchen verspeist. Die Flamingos fühlen sich hier im Naturschutzgebiet Camargue mächtig wohl . Ganz rechts ist ein junger Flamingo zu sehen….


Übrigens wird diese Alge auch in der Kosmetik für Anti-age Produkte benutzt.

Sobald ca. 90% des Wassers verdunstet ist,  und die Salzkonzentration sehr hoch, fließt die Salzlösung „Sole“ in das letzte Becken, dem Kristallisationsbecken.
Dieser Prozess wird erst dann eingeleitet, wenn die Sole eine Sättigung von 360g pro Liter erreicht hat.

Durch weitere Verdunstung bildet sich in den Kristallisationsbecken eine ca. 10cm dicke Salzschicht, genannt „Salzkuchen“, die dann im September geerntet werden kann.

….

Der Prozess ist bei Speise- und Industriesalz derselbe: Verdunstung, Verdunstung, Verdunstung….
Je nach Bedarf wird es dann weiterverarbeitet.
….
Speisesalz, wird in Aigues-Mortes hergestellt
Grobes Speisesalz wird direkt verkauft, das feine Salz zuerst noch gemahlen.

Das „Fleur du sel“ hingegen völlig anders: Es entsteht einzig durch die Kälte der Nacht, wenn diese auf die vom Tag erhitzen Kristalle fällt. Durch den thermischen Schock bilden  sich Salzkristalle an der Wasseroberfläche und diese werden, heute wie früher, von Salzgärtnern „Saunier“ von Hand in den Morgenstunden geschöpft.

Salz für die Industrie und Straße
Das meiste Salz von Salin de Giraud geht auf die Straßen, ca. 350 000 Tonnen. Hier kommen ganz gewöhnliche Maschinen zum Einsatz, es muss ja keine Hygienevorschrift eingehalten werden….

Zusammen mit einer Salzmine bei Nantes, sorgt die Salzgewinnung von Salin de Giraud für schneefreie Straßen im Winter.

Zwischen 750.000 und 1,5Mio Tonnen Salz werden für Frankreich pro Jahr gebraucht, 360.000 kommen 2024 von Salin. Da spielt die Logistik eine große Rolle. Berge von Streusalz werden vorgehalten und mit dem Förderband zum Abtransport – Ort gebracht.

Dadurch daß die „große“ Rhone gleich neben den Salinen liegt, kann das Salz über LKWs und Fähre oder gleich verschifft werden auf die andere Rhôneseite gebracht werden, zum Bahnhof in Port St Louis oder gleich weiter. Bis 1958 wurde noch auf Züge gesetzt, dann begann Solvay mit der Schiffstätigkeit.

und in schwarz weiß vom Profi sieht es gleich nochmal schöner aus….

demnächst hier zu finden….

https://www.arlestourisme.com/fr/visiter-salin-de-giraud.html

www.labaleine.de

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