Limes bei Lorch
Limes bei Lorch.
Für uns, die wir im Remstal und im Filstal aufgewachsen sind, ist der Wachturm beim Kloster Lorch ein Stück Kindheitsgeschichte. Der Turm war in unserer Kindheit eine Besonderheit und das Familienausflugsziel. 1969 gebaut, war er einer der ersten Nachbildungen eines Wachturms aus der Römerzeit in unserer Nähe. Die Bilder aus den Kinder und Geschichtsbüchern wurde greifbar. Über 50 Jahre steht der Turm aus Holz. Sonne und Regen haben dem Turm nach so vielen Jahren eine Patina verliehen die die Vergangenheit noch besser erleben lässt. Sicher sind schon einige Renovierungen gemacht worden und stehen auch an. Das Dach wird sicherlich die nächste Baustelle sein.
Der Turm ist immer geöffnet. Davon zeugen viele eingeschnittene Graffiti mit Jahreszahlen. Manches Pärchen wird sich hier getroffen haben und mehr als die Aussicht genossen haben. Einige Schlösser im Geländer zeugen davon. Der Blick ist fantastisch. Man sieht bis zum Rechberg. Welch ein gigantisches Bauwerk doch der Limes einst gewesen sein muß. Nachdem der Alblimes seine Bedeutung verloren hatte, wurde der rätische Limes weiter und fester ausgebaut. Begonnen wurde mit Holz. Turm und die Palisaden wurden im Laufe der Zeit aus Stein und mit Erdwall weiter befestigt.
Mit dieser Grenzbefestigung hätten die Germanen leichtes Spiel gehabt. Die Besonderheit der Lorcher Grenzbefestigung ist, dass der sonst eher gerade verlaufende Limes dort einen Knick macht. Auf der Infotafel am Turm erfährt man, dass dies den Handelswegen im Remstal geschuldet ist.
Der Turm liegt direkt beim Kloster Lorch. Die kleine Spitze im Wald, am Horizont lässt die Klosteranlage erahnen. Morgen früh werden wir uns auf den Weg machen und nach vielen Jahren in die Geschichte des Klosters und in die Geschichte der Staufer eintauchen.
Nachtrag: „Der Limes zwischen Rhein und Donau“ archäologische information aus Baden Württemberg Heft 44 herausgegeben 2002, beschreibt die Konstruktion des Turmes in Blockbauweise als unhistorisch! 20 zum Teil sehr verschieden Nachbauten dieser Wachtürme gab es 2002. Trotz vieler Defizite in der Rekonstruktion machen diese Bauten den Limes erleb und greifbar. Es ist ein Rückblick in eine 2000 jährige Vergangenheit.
Was wir auch noch interessant finden….
Wie konnte man die Ausmaße eines Wachturms festlegen. Natürlich über die Fundamente, aber wie weit ragte das Dach über die Grundmauer? Eigentlich logisch, aber man muß erstmal darauf kommen. Die Dächer hatten keine Dachrinne, daß Wasser floß direkt auf den Boden und spülte dort den Boden frei! Dies kann der Archäologe heute noch erkennen obwohl das Bauholz schon längst zu Humus geworden ist. Durch den zum Teil weiten Dachvorsprung kann man vermuten das auch ein Umgang am Turm angelegt war. Archäologie ist schon spannend.
Jetzt geht’s ins Kloster Lorch… Beitrag kommt. Demnächst in diesem Theater 🙂