Deutschland

Gaishirtle – Unsere Lieblingsbirne

Das Stuttgarter Gaishirtle, eine rare Spezialität aus unserem Wiesle.Unser Baum ist recht groß ca 6m, wie man im Vergleich zu unserem Womo sehen kann und hat dieses Jahr sehr sehr viele Birnchen.

Die kleine Birne Gaishirtle ist sehr beliebt und rar zugleich. Die meisten, die sie kennen lieben sie und den anderen entgeht was….

Ihren Namen hat sie, weil sie wohl von einem Ziegenhirte nahe Stuttgart Mitte des 18.Jhd entdeckt wurde.
Dass es nur noch wenige Bäume gibt hat unterschiedliche Gründe, zur Jahrtausendwende gab es wohl kaum mehr als 100 Bäume im Stuttgarter Raum, denn es wurde vermehrt niedrigstämmige Bäume angepflanzt, kaum noch eingeweckt und lange haltbar sind die süßen Früchte leider auch nicht. Allerdings werden im Remstal die Birnchen immer noch auf dem Wochenmarkt angeboten. Und wir haben Glück, dass der Onkel vor 50 Jahren einen Baum gepflanzt hat entgegen dem damaligen Trend.

Die Früchte sind im Vergleich zu anderen Birnen eher klein, weshalb sie wohl auch als Hirt“le“ bezeichnet werden. Sie wird sowohl Gaishirtle, als auch Geisshirtle geschrieben, und ist von eine Sorte „Pyrus communis“ Birne.

Der Baum blüht ausdauernd ab April herrlich weiß und unser Baum trägt seine Früchte zwischen Juli und August.

Die kleine saftige Birne ist ein Allrounder, sie schmeckt nicht nur vorzüglich, sondern man kann sie sogar als ganze Frucht einwecken, zu Saft, Most oder Schnaps verarbeiten, Marmelade kochen und trocknen. Die in der heißen Luft getrockneten Birnen, auch Hutzeln genannt, werden dann im Winter zusammen mit Dörrzwetschgen zu leckerem Hutzelbrot gebacken. Wir legen sie außerdem in Schnaps ein oder machen süß-saures Chutney von dem Fallobst.
Einzig zur Lagerung sind sie nicht geeignet.

Birne mit Geist…..

Unser Baum ist dieses Jahr besonders ertragreich. Da es typisch für die Gaishirtle ist, dass nicht alle Birnen zur gleichen Zeit reifen, wird die Arbeit schön verteilt und man hat nicht gleich Unmengen zu verarbeiten.
Ob ein Birnchen reif ist, erkennt man an der gelb-grün-Färbung.


überreif                       perfekt               noch nicht ganz reif

Man darf sich dabei von den roten Bäckchen nicht täuschen lassen, denn dort wo die Birne der Sonne ausgesetzt ist, bekommt sie rote Bäckchen, auch wenn sich noch nicht reif und deutlich grün ist.

Das hier sind dieselben Birnen wie auf dem Bild oben, nur vor der „Rotbäckchen-Seite“ fotografiert, wobei nicht alle rote Bäckchen haben….

Je gelber sie wird, desto süßer und reifer wird sie. Das Gaishirtle wird samt dem Kernhaus gegessen und eingemacht, nur der Stiel bleibt übrig. Ist das Gaishirtle zu gelb, dann schmeckt sie zwar süß, ist aber auch mehlig, was unserem Chutney keinen Abbruch tut.

Für das Chutney werden dann auch die „bewohnten“Birnen ausgeschnitten und verarbeitet.

Sind die Birnchen noch stark grün, dann wirkt die Schale besonders dick und man bekommt einen „pelzigen“ Geschmack im Mund. Es ist also durchaus möglich, dass man mehrfach denkt die Birnen seien reif, mit den schönen roten Bäckchen, beißt man hinein, so weiß man gleich, es braucht noch einige Sonnentage.

Birnen sind sehr gesund. Sie haben zwar nicht so Vitamine wie Äpfel, dafür unterstützen sie unsere Schilddrüse und Verdauung.

Wie viele alte Sorten war das Gaishirtle in Vergessenheit geraten. Heute kann man es wieder bei etlichen Baumschulen kaufen. Es ist meiner Meinung nach ein toller Baum für jeden Garten (bis über 500m Höhe!), da er wunderschön und zeitig blüht und man über einen längeren Zeitraum die Birnen ernten kann. Er benötigt wenig Pflege und ist robust gegenüber Nässe, Kälte und Frost, nur bei extremer Trockenheit benötigt er zusätzlich Wasser. Also optimal für alle die gerne Obst mögen, Bienen und Hummeln ab April eine Blütenpracht bieten wollen, aber weder einen grünen Daumen, noch Zeit oder Energie für die Pflege haben.

Das Gaishirtle hat es auch auf die Archeliste von Slow Food Deutschland geschafft, eine Bewegung die sich für nachhaltige Kultur des Essens und Trinkens einsetzt.

 

Freilichtmuseum Beuren
Schmeck den Süden Baden-Württemberg
slowfood.de
Wikipedia