Elsass

Bischwiller eine historische Stadt mit viel Grün

Bischwiller – trame verte – die grüne Achse

Wir konnten ein paar schöne Tage in Bischwiller im Rheintal verbringen und waren verzaubert von den freundlichen Menschen hier und ihrer Kleinstadt mit dem vielen Grün, das mitten durch den Ort eine grüne Oase gezaubert hat, die „trame verte“, die grüne Achse. Außerdem sind mehrere kleine und große Parks mit Spielplätzen und Sitzbänken über die Stadt verstreut, die von allen Altersgruppen dankbar genutzt werden. Und überall ist es spick und spahn, mega sauber.

Als erstes hat uns der „Parc du chateau“ beeindruckt, mit seinen Sitzbänken, direkt an der sehr alten evangelischen Kirche. Der Park des Schlosses lädt zum Verweilen ein, alle Altersgruppen treffen sich hier, nicht nur um die Kinder spielen zu lassen, fröhliches Lachen hört man überall. Ein Schloss aber, sucht man vergebens.

Wir sitzen also in besagtem Parc du Chateau beim Apero, freuen uns wieder einmal ein tolles Fleckchen Erde gefunden zu haben und direkt neben der Kirche wohnen zu dürfen. Auf einmal kommen ein paar nette Damen und Herren der Theatergruppe „Téatre des 2 haches“ und erklären uns, dass wir uns nicht von ihnen stören lassen sollen. Sie probten für ein Theaterstück, dass von April bis August immer am Ende des Monats im Park und der Kirche unentgeldlich aufgeführt werden wird. Alle sind super nett und als sie merken, dass wir auch französisch sprechen, bekommen wir eine Führung durch die Geschichte Bischwillers auf deutsch und französisch. Was will man mehr? Unheimlich nette Menschen kennen lernen und über die Geschichte des Ortes etwas erfahren, in dem man Halt macht…. perfekt! Sie laden uns sogar ein, in die protestantische Kirche mitzukommen, wo der letzte Akt ihres Stückes zur Geschichte Bischwillers „C´était une fois…. la vie à Tiefenthal“, aufgeführt wird. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen.
Vielen herzlichen Dank der Theatergruppe!

Zurück in den Schlosspark und zur Geschichte Bischwillers.
Wir erfahren, dass es nach der französischen Revolution das Schloss von den Schlossherren verlassen wurde und die Dorfbewohner langsam aber sich alles „wiederverwerteten“. So wurde nicht nur das Inventar, sondern jeder einzelne Stein abgetragen und vom Volk für den Aufbau der Stadt und ihrer Häuser verwendet. Überall scheinen kleine Überbleibsel zu sein, so dachten wir zumindest, als wir Bischwiller erkundeten. Erst kürzlich sei ein Stein mit einer alten Inschrift /Datum in einer Mauer entdeckt worden. Er müsse jetzt nur noch vom Efeu befreit werden, damit es auch jeder sehen kann. Bis vor ein paar Jahren war das ganze „Schlossareal“ wohl verwahrlost, bis sich die Stadt dessen annahm und auch hier eine kleine Oase für ihre Einwohner geschaffen hat, in der Anfang August sogar Wasserspiele mit Feuerwerk das Highlight des Festes der Pfeiffer bietet.

Bischwiller wurde im 12. Jahrhundert gegründet als ein Weiler des Bischofs von Strasburg „Bischofeswilre“, zuvor war es schon sein Jagddomizil. 1300 ließ er die einfache romanische Kirche auf dem natürlichen Hügel mit einem Längsschiff erbauen. 
Bis zum heute hat sie viele revolutionäre Umbauten und Restaurierungen erfahren und macht sie dadurch zu was ganz besonderem. Sie bot in den Kriegen Schutz für die Einheimischen und das außergewöhnliche ist, dass sie mit der Reformation evangelisch wurde, denn die Herrschaft, die Herzoge von Zweibrücken, waren evangelisch. Deshalb kamen während des Religionskrieges und bis zum Ende des 17. Jahrhunderts viele Hugenotten nach Bischwiller und suchten Schutz in dem evangelischen Ort.   

Hier geht’s zum Beitrag über die Kirche

 

Durch die Zuwanderung der Hugenotten wuchs Bischwiller, wurde zu einer Stadt und es war gleichzeitig auch der Beginn der Tuchmacher und Textil Industrie. Der Beginn einer Stadt der Stoffe und Schneider, der bis in die heutige Zeit mit Höhen und Tiefen anhalten sollte. Es war auch der Beginn einer Stadt der Einwanderer, in der heute 30 Nationen miteinander leben. Bischwiller hat heute viele unterschiedliche Gotteshäuser aller Glaubensrichtungen. Die werden aber ein ander Mal erkundet.

Wir waren begeistert nicht nur von der evangelischen Kirche, sondern von ganz Bischwiller….Am nächsten Tag erkundeten wir die Ortschaft bei herrlichem Sonnenschein, erst zu Fuß dann per Rad…

Die „Tram Verte“ ist absolut genial. Die Renaturierung des Bächens Rotbaechel ist rundum gelungen. Die grüne Lunge lädt nicht nur zum Verweilen auf einer Unzahl von Bänken ein, man kann Schach spielen, erfährt etwas zu Kompost und Insektenhotels, den gepflanzten Bäumen, für Kinder gibt es Spielplätze, man kann an einem der vielen kleinen Seen angeln oder einfach auf einer Decke ein Picknick machen.

Aber es gibt auch geschichtliche Informationstafeln, die uns die Stadt näher bringen und erlebbar machen….

Hier läuft Weg direkt neben dem Bach, über ein Brückchen, äußerst idyllisch….und führt zum ehemaligen Mühlenteich. Und auch hier hatten die Hugenotten die Finger im Spiel…zuerst war die Mühle eine Walkerei, später eine Spinnerei. Heute befindet sich dort ein kleine Restaurant

Folgt man dem Bächlein, stößt man nochmal auf einen Park mit Spielplatz, der direketen Zugang von einem Seniorenheime hat. Das wahrscheinlich älteste wurde 1721 gegründet… Unglaublich, was in diesen Jahren in der Stadt bewegt wurde….

Ein Waschplatz für Tücher ist auch noch erhalten blieben,  ich kann mir gut vorstellen, wie groß und klein heute hier die Füße kühlt, wenn es wieder brütende heiß ist und von oben beobachten einen die Vögel….

Plötzlich taucht ein großes Stahlkoloss auf, das mitten im Park steht oder besser liegt… gegenüber des riesigen Friedhofs (Beitrag Friedhof hier) und der einst zu einer Dampfmaschine für die Leinenspinnerei gehörte. Das imponiert nicht nur den Schmied.Es ist über 12 Meter lang!       (Beitrag Dampfmaschine hier)

 Gleich daneben sind die verliebten Vögel,

Ein paar hundert Meter weiter ist das derzeit jüngste Kunstwerk von Bischwiller, es  Bezug auf die Einwanderer nimmt zu sehen. „Dort ist hier – Là-bas est ici“ Auf jedem der Objekte steht hinten und vorne ein Satz. Mich hat der am nachhaltigsten berührt, der Sinn gemäß sagt, dass man als Immigrant 2 „Heimaten“ hat, die Heimat des Kindes und die des Erwachsenen. Vielen Dank für das tolle Kunstwerk, besonders da unsere Eltern und Großeltern ja auch nicht nur aus Deutschland kommen. 

Eine weitere Skulptur steht mitten im Zentrum, neben dem Museum und dem Rathaus. Es ist ein Flötenspieler/ Pfeiffer aus Bronze „le joueur du fifre“ Im goldenen Zeitalter, im 17. Jahrhundert wurde der Sitz der Minnesänger und Pfeifenspieler der Pfeiffer nach Bischwiller verlegt und heute noch gibt es ein 3tägiges mittelalterliches Fest mit viel Musik in den Straßen und Feuerwerk im Parc du château.

Und noch ein Kunstwerk habe ich entdeckt, ist zwar nicht offiziell, aber toll

Für Gedicht Liebhaber gibt es einen Dichterweg. Er beginnt in der trame verte und zeigt Gedichte von Poeten aus Bischwiller, niedergeschrieben auf französisch und elsässisch, das ist genial, so erkennt man, wie nahe elsässisch der deutschen Sprache ist. Genial, denn sie wurden auch passend zum Standort ausgewählt. 

Je länger man sich in Bischwiller aufhält, desto mehr entdeckt man… Und natürlich bleibt so immer noch was übrig für den nächsten Besuch.

Wir freuen uns jedenfalls schon aufs nächste Mal!

 

Wer noch mehr Details über die Stadt erfahren will: https://www.ville-bischwiller.fr/tourisme-patrimoine/

Die Recherche und das Schreiben dieses Beitrages dauerte ca. 5 Stunden.

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