Elsass

Bischwiller und seine beeindruckende evangelische Kirche

Bischwiller und seine beeindruckende evangelische Kirche

Wir durften ein paar schöne Tage in Bischwiller im Rheintal verbringen und waren verzaubert von den Menschen hier und ihrer Kleinstadt mit dem vielen Grün und der faszinierenden protestantischen Kirche. Sie trohnt auf einem Hügel neben dem kleinen Park du château.

Wir wollten sie sehr gerne mal von innen sehen, denn sie war aus dem 12.Jahrhundert, romanisch erbaut und durch die Reformation evangelisch geworden. Leider war sie abgeschlossen. Wie der Zufall es so will, wurde unser Wunsch erfüllt, sogar noch viel besser, als es wir uns hätten vorstellen können.
Die Theatergruppe „théatre des 2 haches“ hat für ihr Theaterstück über die Geschichte Bischwillers geprobt „Es war einmal ….das Leben im Tiefenthal“ und uns dann sogar eingeladen, mit in die Kirche zu gehen, wo der letzte Teil des Theaterstücks stattfindet. Wir waren total geflasht, zuerst das Theaterstück im Park und dann noch Informationen zur Kirche, aus erster Hand. Aber jetzt erst mal langsam eins nach dem anderen….

Bischwiller wurde im 12. Jahrhundert gegründet als ein Weiler des Bischofs von Strasburg „Bischofeswilre“, als Jagddomizil. 1300 ließ er die einfache romanische Kirche auf dem natürlichen Hügel mit einem Längsschiff erbauen. Bis zum heutigen Tag hat sie viele revolutionäre Umbauten und Restaurierungen erfahren und macht sie dadurch zu was ganz besonderem. Sie bot in den Kriegen Schutz für die Einheimischen und das außergewöhnliche ist, dass sie mit der Reformation evangelisch wurde, denn die Herrschaft, die Herzoge von Zweibrücken, waren evangelisch. Deshalb kamen während des Religionskrieges und bis zum Ende des 17. Jahrhunderts viele Hugenotten nach Bischwiller und suchten Schutz in dem evangelischen Ort.
Dadurch wuchs Bischwiller, wurde zu einer Stadt und es war gleichzeitig auch der Beginn der Tuchmacher und Textil Industrie.


(Interessanter Weise hat Bischwiller sehr viele Gotteshäuser aller Glaubensrichtungen. Die werden aber ein ander Mal erkundet.)
Schon wenn man von außen auf die Kirche schaut, dann weiß man, hier steht ein besonderes Gotteshaus. Man kann die Zahl 1722 außen lesen. Mit der Zuwanderung der Hugenotten platzte die kleine Kirche aus allen Nähten. Deshalb wurde Sie 1722 um das Nord- und Südschiff vergrößert, inklusive neuer Emporen. So ist der Grundriss der Kirche absolut ungewöhnlich, denn selbst hinter dem Altar befindet sich eine Empore.

Für die Herrschaften wurde eine Empore mit Fenstern und extra Kamin gebaut, damit es dem Prinz von Zweibrücken nicht zu kalt werden sollte.Durch die Theatergruppe hatten wir die Ehre selbst die steilen Stufen erklimmen zu dürfen

und konnten viele schöne Details entdecken

und kurz in die Rolle der Herrschaften schlupfen.

Deren Empore war durch Fenster zum Fußvolk abgetrennt, und durch 3 zusätzliche Fenster besonders Licht durchflutet. 

Durch den Reichtum der Gemeinde konnte man als Highlight auch noch eine neue Glocke mit mehreren hundert Kilo Gewicht angeschafft werden. 1729 wurde sogar der bekannte Orgelbauer Silbermann (der Bruder des Silbermanns in Frauenstein) für den Bau einer Orgel beauftragt. Sie wurde damals auf der Empore über dem Altar eingebaut. Natürlich wurden aber die Gläubigen auch zur Kasse gebeten und sie sollten Opfer bringen. Angeblich wurde aufgeschrieben, wer am Gottesdienst teil nahm und wer nicht erschienen war, der musste am Montag gleich eine Strafe bezahlen.

Während der Restauration der Kirche 1984, kamen etliche Funde ans Tageslicht, so fand man ein altes Messer, das zum Zerteilen des Brotes für das Abendmahl benutzt wurde.

Vom genialen Chorgestühl blieben leider noch 2 übrig, besser als keine…. Es gab sogar einen Klappsitz, wahrscheinlich für die Vikare

Aber am interessantesten war die Wiederentdeckung der Gruft 1984, in der die Gebeine der Herrschaften beigesetzt worden waren. Während der Französischen Revolution wurden diese in den Friedhof verlegt und das Blei der Särge wurde zu Kugeln geschmolzen. Mit der Gruft wurde auch der Grabstein der kleinen Prinzessin Clara-Sybille gefunden, die im Alter von 1Jahr, 1 Monat und 1 Tag verstarb.
Außerdem kam ein weiterer Gedenkstein unter Schichten von Putz zutage, für ein 1623 verstorbenes Kind des Burgvogtes. Es war wohl zu unwichtig gewesen und 1722 einfach überputzt worden. Beide sind heute an den Wänden der Kirche zu sehen.

Im 19. Jahrundert wurden weitere große Umbauten realisiert, so wurde der romanische Glockenturm erhöht.

Außerdem wurde die Silbermann Orgel erweitert durch Stiehr-Mockers. Da sie aber zu hoch war für die Empore über dem Altar, entstand eine 4.Empore über dem Eingangsbereich, wo die Orgel sich heute noch befindet.

Und dadurch ist die Empore über dem Altar leer.

Der alte Altar wurde durch einen großen Marmoraltar ersetzt. Heute befindet sich dieser im Eingangsbereich der Kirche und ist durch einen einfachen Altartisch ersetzt, der sich leicht verschieben lässt, um mehr Platz für Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen zu haben.

Wer noch mehr Details über die Stadt erfahren will: https://www.ville-bischwiller.fr/tourisme-patrimoine/

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