Kelten von damals bis heute
Die Kelten ….
Wir stolpern immer wieder über sie, egal wo wir gerade unterwegs sind, es gibt immer wieder etwas keltisches zu finden… „Tumuli“ (Grabhügel), Eisen und Eisenartefakte, alte Wohnsiedlungen, Schmuck aus Gold, Silber und Bronze, Ausgrabungen…. Die Kelten beschäftigen uns seit längerer Zeit…
Anfangs war mir gar nicht klar, für wen der Begriff Kelten eigentlich nun gilt und über welchen Zeitraum. Nicht nur die Zeitspanne ist enorm, sondern auch das geographische Ausmaß ihrer Besiedelung. Außerdem ist die spirituelle und mystische Bedeutung groß, von dem handwerklichen Können ganz zu schweigen.Aus dem Keltenmuseum Hochdorf
Also versuche ich jetzt so kurz und knapp (und so wie ich es verstanden habe) „die Kelten“ ein wenig aufzudröseln und Klarheit zu schaffen. Alle Grenzen sind fließend und die Fachleute sind auch nicht immer übereinstimmend einer Meinung. Schriftliche Überlieferungen stammen hauptsächlich von den Griechen und Römern, denn es gibt nur ganz wenige schriftliche Zeugnisse der Kelten. Sie sollen ihr Wissen hauptsächlich mündlich weiter gegeben haben.
Zuerst kommen jetzt die Gallier und Galater ins Spiel. Das sind nämlich auch Kelten, nur eben in einer anderen Sprache.
Kelten, Gallier und Galater sind unterschiedliche Bezeichnungen, abhängig von der Sprache, ergo ihrem „Wohnort“. Als Kelten haben sich die Menschen Zentraleuropas (Galliens) wohl selbst genannt, und zwar schon Jahrhunderte vor Christus, schriftlich überliefert im 6.Jhd. v.Chr.
Interessanter Weise kommt der Begriff Gallier sprachwissenschaftlich von den heutigen britischen Inseln. Da haben die Macher von Asterix und Obelix ganz gut recherchiert… Ergo, man lese Asterix und Obelix und lerne etwas über die Geschichte…
Spuren der Kelten in Ausgrabungen und Sprache (hier am Beispiel Fussball Vereine) sind in großen Teilen Europas und darüber hinaus zu finden…. von Spanien (Celta Vigo) über Deutschland bis Griechenland und in die Türkei (Galatasaray Istanbul) und Schottland (Celtic Glasgow) bis Italien.
Heute leben Menschen, die sich Kelten nennen hauptsächlich auf den britischen Inseln und in der Bretagne. Sie sprechen unterschiedliche Formen keltischer Sprachen, unter anderem bretonisch, gälisch (da sind sie wieder die Gallier), walisisch….
Der Ursprung der Bezeichnung „Gallier“, „Galater“ und „Kelten“ ist sprachwissenschaftlich vielfältig, aber eines ist klar, egal mit welchem Wort die Bewohner bezeichnet werden, es schwingt immer eine Besonderheit mit… Sie sollen die Erhabenen und Starken gewesen sein oder die Nachkommen eines Gottes der Unterwelt. Das macht das ganze sehr spannend und mystisch und dadurch, dass sie selbst keine schriftlichen Erklärungen hinterlassen haben, lässt das viel Raum für Spekulationen…
Es gibt also verschiedene Formen der keltischen Sprache und Kelten und Gallier bezeichnen dieselben Menschen. Nur einmal spricht der Römer: „die Gallier kommen!“ und das andere Mal die Kelten selbst: „Wir Kelten sind Nachfahren eines Gottes der Unterwelt!“ Wobei es nicht klar ist, ob die unterschiedlichen Völker sich tatsächlich Kelten nannten (Wer von uns nennt sich Europäer? Wir sind ja auch Deutsche, Franzosen….) Man könnte auch sagen die Kelten von früher sind die Europäer von heute…
Welche Spuren gibt es also von den Kelten? Wann tauchen sie auf als „Kelten“?
Bei uns vor der Haustüre findet man Reste von keltischen Hügelgräbern aus der frühen Eisenzeit. Das heißt so circa 700-800 v.Chr. haben die Menschen die hier wohnten, genannt die Kelten, ihre Toten mit Beigaben unter riesigen Hügeln begraben. Auf den riesigen Grabhügeln stand früher wohl meistens eine Steinstele in Menschenform.
Sie waren damals schon mächtig gute Handwerker und im Laufe der 8 Jahrhunderte wurden ihre handwerklichen Fertigkeiten, besonders im Bereich der Metallverarbeitung, Goldschmiedearbeit und Waffenherstellung gigantisch. Siehe das Fürstengrab von Hochdorf, fotografiert im Museum
Also lebten diese Kelten in der Eisenzeit, die aufgeteilt ist ab ca. 800v.Chr. in die Hallstattzeit (Namensgeber Ortschaft Hallstatt, Österreich, wegen gigantischer Funde) und ab ca.480-15v.Chr. in die Latènezeit (La Tène – Fundort in Schweiz)
Bei uns auf der schwäbischen Alb und im Neckar und Enzraum gibt es viele Funde aus beiden Zeiträumen. Und das in viel größerer Anzahl, als wir je gedacht hätten. Überall gibt es Spuren von ihnen, man muss nur die Augen aufhalten und neugierig bleiben.
Zaininger Hügelgräber in der Au
Hier vor unserer Haustüre, kann man die Zaininger Hügelgräber zu Fuß erkunden. Es ist das größte Hügelgräberfeld der schwäbischen Alb. Man kann die Hügel noch gut erkennen, auch wenn sie früher auch viel größer gewesen sein mussten. In den ursprünglich, sicherlich deutlich mehr als 60 Gräbern, wurde in 32 etwas gefunden und katalogisiert. Damit werden sie schon allein durch die Anzahl der Funde an einem Ort sehr bedeutend. Allerdings sind auch die Fundstücke nicht von ungefähr. Das meiste waren Brandgrubengräber, das heißt Asche in Urnen mit Beigaben, hauptsächlich Keramiken.
Ganz ungewöhnlich waren aber 2 Entdeckungen.
Die Zaininger PferdchenDankeschön dem Landesmuseum in Stuttgart für die zur Verfügung Stellung des Bildmaterials: https://bawue.museum-digital.de/object/93
und zwei Mondidole Beides aus Keramik und einzigartig, da gar nicht, bzw. sehr selten im Süddeutschen Raum zu finden.
Oppidum Heidengraben und die Elzachstadt
Auf einer Fahrradtour nach Grabenstetten stößt man auf das größte keltische Oppidum (stadtähnliche Ansiedlung) im Süddeutschen Raum, dem Heidengraben, mit der Elzachstadt im Zentrum. Das Ganze wurde großräumig mit mehreren heute noch/wieder sichtbaren Wällen befestigt.
Innerhalb des Heidengrabens liegen auch Grabhügel, von denen die Fürstengrabhügel heute noch/wieder sichtbar sind. Bei den Grabhügeln entsteht gerade ein neues Keltenmuseum. Wir freuen uns schon drauf.
Warum um das Jahr 0 keine Kelten mehr erwähnt werden, lässt auch hier viele Vermutungen zu. Zum einen sind die Römer auf dem Vormarsch und romanisieren alles und jeden, mal mehr mal weniger friedlich, die Germanen kommen vom Norden in den Süden.
Es vermischt sich also….
Aus der Eisenzeit sind also viele interessante Ort entdeckt und dabei viele schöne keltische Artefakte ausgegraben worden… Dolche, Figuren, Arm- und Fußreifen, Ohrringe, Halsreifen, Keramiken, Pferde und Mondidole und vieles mehr.
Außerdem wurde von der Mystik, Spiritualität und Glaubenswelt der Kelten mit ihren Druiden berichtet und überliefert.
Es vergehen die Jahre…..
… irgendwie, irgendwo hält ein kleines gallisches Dorf, also ein paar Kelten, die Stellung…;-) Hauptsächlich auf den britischen Inseln, Irland. Sie kamen wohl um 600 v.Chr. von Frankreich und treffen auf ein einheimisches Volk, das wie sie die Sonne als höchstes Wesen verehrte… Die Menschen und die Ideologie vermischen sich wohl (alles Spekulation, da es keine schriftliche Überlieferung gibt) und es entsteht eine faszinierende Kultur mit Megalith Bauten, Sonnenverehrung und Druiden als Bewahrer des Wissen. Ihre Kunstwerke aus Steinen sind mit verspielter bedeutungsvoller Symbolik und Tieren.
Der Kreis oder das Rad symbolisierte für sie die Sonne.
Im Laufe der Jahrhunderte nach Christus schwappte auf die keltischen Inseln die Christianisierung über. Laut einer Sage soll der Missionar und Bischoff Patrick „St.Patrick“ im 5.Jhd wohl das Sonnenrad der Kelten in ein Kreuz übernommen haben, um die Christianisierung voran zu bringen und so sei das heute noch bekannte „irische Keltenkreuz“ entstanden, eine Verbindung aus Heiden- und Christentum. Laut Archäologie soll das erste „keltische Kreuz“ aber aus dem 8. Jhd. v.Chr. stammen, so Mathematik…. und wo bleiben die restlichen Jahrhunderte? Egal…
Das große Keltenkreuz aus Stein ist vor allem in Irland häufig zu finden und markierte meist keine Gräber, sondern besondere Orte, an denen nicht nur religiöse Versammlungen statt fanden. Diese Ringe verschwinden im 12.Jhd wieder, nur auf den Grabkreuzen sind sie bis heute geblieben.
Im 19. Jhd blühte das keltische Bewusstsein wieder auf und dadurch wurde das Keltenkreuz in Irland (und mittlerweile auf der ganzen Welt) nicht nur zu einem christlichen, sondern zu dem Symbol der keltischen Identität.
Dieses keltische Kreuz soll für den Glauben an höhere Mächte, göttliche Energien, Schutz und Hoffnung stehen und so dem Leben eine Richtung geben.
Unsere Version des Keltenkreuzes
Es ist nicht zu verwechseln mit dem gleichseitigen Kreuz mit Kreis der rechten Szene, von der wir uns absolut distanzieren!
Noch ein kleiner Exkurs…
St.Patrick ist heute noch einer der wichtigsten Heiligen der irischen Kirche und der St.Patricks Day wird weltweit am 17.März gefeiert. Das ist, wenn alle grün rum laufen und zum Beispiel in Chicago sogar der Fluss grün gefärbt wird, wie die Farbe des Kleeblattes, das der Patrick benutzte um den Ungläubigen den christlichen Glauben zu erklären.
Wir sind im Laufe der Jahre überall über die Kelten gestolpert, vorallem an Plätzen, wo wir es am wenigsten erwartet hatten… im Nordwesten von Spanien an Meeresklippen, eine große, mega erhaltene Siedlung.
oder im Elsass, Tumuli versteckt hinter diesem Radweg…
Auf jeden Fall sind die Kelten spannend, eine Inspiration, regen an, zum Nachdenken und Staunen über so viel Fertigkeiten, Fähigkeiten und Verbundenheit zur Erde.
Wir freuen uns auf jeden Fall immer über neue Entdeckungen.
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