Tanlay
Tanlay, eine beschauliche kleine Ortschaft mit einem tollen Schloss im Yonne, der Region Burgund, am Burgundkanal.
Der Kanal, im 18.Jhd erbaut, verbindet die Region sowohl mit der Rhone wie auch mit der Seine (über die Saone und Zuflüsse der Yonne). Er war wichtiger Handelsweg von Nord nach Süd und für Paris zur Belieferung unabdingbar. 1832 war die Verbindung erst vollständig fertig gestellt, allerdings wurde der Warenverkehr im Kanal noch im selben Jahrhundert durch den Eisenbahnverkehr ersetzt. Heute wird er mit Hausbooten und Yachten befahren und dadurch erhalten.
Das Schloss Tanlay mit 50 Hektar ist heute noch in Privatbesitz und liegt in einer schönen Parkanlage, die sogar einen 9 Loch Golfplatz beinhaltet. (Bestimmt um das noch bewohnte Schloss irgendwie finanzieren zu können. ;-)….)
Tanlay wurde im 13. Jahrhundert als Wasserburg erbaut, jedoch im 16. Jahrhundert abgetragen und durch die Familie Coligny auf den alten Fundamenten als Schloss neu aufgebaut.
Es hat sämtliche Kriege gut überstanden und nur der Zahn der Zeit zeigt mal mehr und mal weniger seine gnadenlose Wirkung. Dennoch sind die unheimlich stark verzierten Wände, Säulen und Fensterrahmen beeindruckend.
Die Herren Coligny des Schlosses hatten bedeutenden Einfluss auf die Religionskriege und beherbergten einen heimlichen Stützpunkt für die Protestanten (Hugenotten) in einem Turm. Über eine schmale Wendeltreppe, die zu einem unterirdischen Tunnel in den Ort führte, hätten sie sogar fliehen können, falls sie entdeckt worden wären.
Das Turmzimmer, in dem sie sich trafen ist verziert mit einem großen Fresco, das eine Satire zum Thema Religion darstellen sollte. Damit es nicht entdeckt und die Familie verraten werden konnte, wurde es mehrlagig überstrichen und erst im 18Jhd wieder entdeckt und freigelegt, weshalb es auch in einem sehr guten Zustand ist.
Ursprünglich wurde es auch nicht fertiggestellt, weshalb auf der rechten Seite Figuren nur noch als Umrisse zu erkennen sind.
In der Mitte ist der König mit zwei Köpfen, mit Gesicht nach rechts blickend der König zu den Prostestanten und nach links Katharina von Medici, zu den Katholiken.
Wen die Schmiede darstellen sollen ist nicht genau belegt, es gibt unterschiedliche Deutungen.
Seit dem 17. Jahrhundert ist das Schloss im Besitz der jetzigen Familie, die interessanter Weise Verbindungen nach Malta hat. Der Großvater war dorthin abgesannt worden, als Vertreter des Staates Frankreich, weshalb etliche Gemälde von Malta dort zu sehen sind.
Ein Alleinstellungsmerkmal ist der Ballsaal, der völlig mit einem „Trompe l´oeil“ (auf deutsch „Augentäuscher“) bemalt ist, weil er als einziger in Frankreich nur in Grautönen, schwarz und weiß gemalt ist.
Alles gemalt und weder Skulptur noch Reliefs.
Wir konnten an einer Führung in Räumen des Schlosses teilnehmen, die seit den 60ern nicht mehr bewohnt sind, aber im Originalzustand belassen wurden. Letzte Königin, die 1958 zu Besuch kam, und in einem Raum übernachtete, war eine Verwandte, auf den Spuren der Ahnen reisend, weshalb nun ein Raum der „Königinnenraum“ ist.
Es ist unvorstellbar, welche Kosten und Mühen erbracht werden müssen, um solch ein Anwesen unterhalten und renovieren zu können. Schon allein die ehemaligen Stallungen sind riesig.
Es freut uns, dass wir durch das Schlüsselloch spickeln durften. Vielen Dank.